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historische Postkarte (vermutlich aus den 20er Jahren)


Das Garvensdorfer Gutshaus hat seit seiner Erbauung um 1830 im ursprünglich klassizistischen Stil eine bewegte Geschichte durchlebt. Häufig wechselten die Besitzer und mit ihnen das Gesicht des Hauses je nach Zeitgeschmack und materiellen Möglichkeiten, ob neogotische Türmchen, DDR-Betonputz oder Solarkollektoren. Nach der Enteignung des letzten Gutsherrn von Platen 1945 beherbergte das Haus Flüchtlinge und später den Kindergarten, den Landarzt, die Gemeindeverwaltung; ein Kino- und Kultursaal wurde eingerichtet. Nach 1989 stand es leer.

So hatte das innen vollständig mit Lehm ausgefachte Haus schon schwer gelitten, als es 1993 von Architektur- und Design-Absolventen aus Heiligendamm entdeckt wurde, die von selbstverwalteten, experimentierfreudigen Werkstätten und Ateliers träumten und hier eine Basis für "ökologisches Bauen und Wohnen" sahen. Der vorgefundene Baustoff wurde zu unserem Thema: Lehmöfen, Lehmwickel, Lehmsteine, Lehmputz, Lehmhütten und nicht zuletzt das dreitägige LEHMFEST, das seit 1995 Interessierte aus immer größerem Umkreis anzieht, um Vorträge und praktische Vorführungen von Lehmbauern und Architekten sowie Kunst und Kultur zu erleben.

Bei der behutsamen Instandsetzung des Hauses mit gesundheitlich und ökologisch unbedenklichen Baustoffen werden Balken, Ziegel und Dachsteine aus dem Abriß anderer Gebäude wiederverwendet. Mit zahlreichen Freunden wurde der Dachstuhl saniert, Schornsteine neu aufgemauert, Lehmwickeldecken, Lehmputze erneuert ... und gefeiert. Derweil öffnen wir unser "GutesHaus" schon für verschiedene Wochenendkurse, u.a. für Lehm- und Ofenbau, ökologische Farbenherstellung, Keramik, Tanz, Literatur, Wahrnehmungsgrundlagen. Es gibt Projekttage mit Schulklassen und anderen Interessierten. Das GuteHausKino mit 35- und 16mm-Projektoren lädt regelmäßig zu speziellen Filmen oder Filmserien ein (z.B. Kieslovski- oder Tarkowskij-Filme), auch Filme für Schulen, z.T. mit Diskussionsangeboten mit den Regisseuren. Unser KinderKinoProjekt ist inzwischen zum MobilKino geworden, d.h. wir kommen zu interessierten Eltern/Gruppen mit der Kinotechnik ins Haus, in die Scheune, in den Gemeindesaal...

Ende der Dachsanierung mit den Compagnons im Mai 1999Mai 1999

Seit Sommer 98 können wir unser Wasser über eine mit Schülern installierte 21m²-Solaranlage erwärmen. Das drückendste Problem, die Dachsanierung mit einer traditionellen Biberschwanz-Doppeldeckung wurde von Ostern bis Juni 1999 gelöst. Mit 4 Dachdeckerprofis, einigen Wanderhandwerkern und den Compagnons du Tour d'Europe wurden einige Kilometer Konterlatten und Latten genagelt und die ca. 26.000 alten zusammengetragenen Dachziegel gereinigt und schließlich auf das Dach gelegt.

August 2001 Rondell vor dem Haus mit kleiner Lehm-Stadt, August 2001

Inzwischen hat sich das GuteHaus auch unter Wandergesellen herumgesprochen. Oft logieren die verschiedensten Gewerke bei uns. Im September 2002 reisten etwa 25 Gesellinnen und Gesellen des Freien Begegnungsschachts (die "Elefanten") zur Sommerbaustelle an und hinterließen wunderschöne Beweise ihrer Handwerkskunst: ein komplett restaurierter Wintergarten, handgeschmiedete Geländer, Steinmetzarbeiten und ein mit Stuck und Edellehmputz renovierter Saal.

Rückfront mit Solarflächen und neuem Wintergarten (rechts)Juli 2003

Das recht kleine Gutshaus-Gelände muss vor allem ein paar Gotland-Schafe, ein paar Skulpturen und ein paar Zeltfreunde beherbergen. Was das Hügelgrab mit seiner stattlichen Hainbuche obendrauf verbirgt, ist nicht bekannt. Aber die Dorfbewohner haben es nach dem Krieg wohl schon ausgiebig nach verborgenen Gutsherrenschätzen durchsucht.

Hügelgrab im Park Hügelgrab, Aug. 2001

Um unsere Aktivitäten ausdehnen zu können, haben wir 1998 im 3 km entfernten Steinhagen einen alten Pferdestall von 1895 gekauft und so vor dem Abriss bewahrt. Die dortige wunderbare, abgelegene Grundmoränenlandschaft mit ihren zahlreichen Söllen und alten Kulturzeugen wie den zahlreichen bronzezeitlichen Hügelgräbern wollen wir seitdem behutsam beleben mit Freiluft-Kino und -Theater sowie jährlichen KinderLehmCamps, in denen die Kinder selbst die Baumeister ihrer Hütten sind. Seit 1999 wuchsen hier eine Rundhütte, ein Backofen, ein Lehmbad, eine beheizbare Badewanne, eine begehbare Lehm-Giraffe und Lehm-Spinne, eine Strohballenhütte, ein Lehmgeflechtzelt, ein Labyrinth, eine Erdtrommel und einiges mehr, was zum größten Teil der Witterung standgehalten hat.

Rundhütte, Aug. 2001 Rundhütte und Drachenofen, Anfänge des KinderLehmDorfes Steinhagen, Aug. 2001

Verpreßte und mit Lehm verputzte Strohballen, belastet vom Ziegeldach, geben der Strohballen-Hütte ausreichend Halt, alles ganz ohne tragendes Gerüst! Strohballen-Hütte, Juni 2003

In Zukunft planen wir den weiteren Ausbau des in Steinhagen begonnenen LehmBauSpielPlatzes für Kinder, aus dem einmal ein ständiges Kinderdorf mit verschiedenen Hütten, Türmen und Skulpturen in verschiedenen Lehmtechniken entstehen soll. Weitere Ziele in näherer Zukunft sind das Anlegen einer Schilfkläranlage, der Bau eines Glasofens und das Anlegen eines Lehmbauversuchsfeldes mit Studenten der Hochschule Wismar.

Diese Orte ermöglichen uns ein gelassenes gemeinsames Arbeiten und Wohnen und eine Bodenhaftung, die in Zeiten unbedingter Mobilität, Effektivität und Singularität traumhaft ist.


Der Traum ist noch nicht ausgeträumt ...




Für die Realisierung dieser Träume freuen wir uns über alle Art von Mithilfe, Sach- und Geldspenden. Der Gutshaus Garvensdorf e.V. ist als gemeinnütziger Verein anerkannt. Für die verschiedenen Projekte (LEHMFEST, LehmBauSpielPlatz Steinhagen, Lehmbau-Experimentiergelände, GutesHausKino, KinoMobil, Schilfkäranlage etc.) sind wir auf Spenden angewiesen. Wer uns unterstützen will, kann für Geld- und Sachspenden eine steuerlich absetzbare Spendenquittung erhalten. Bitte setzt Euch direkt mit uns in Verbindung (Tel. 038297 - 68050)!

Anmerkung vom Jan 2007: wir haben unsere Kontodaten von dieser Seite genommen und geben sie nur noch persönlich heraus, da eine dubiose Internetfirma (verimount, firstload.de) versucht hat, unser Konto zu zocken.


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