Urga


Frankreich/ UdSSR, 1991

Regie: Nikita Michalkow

Drehbuch: Nikita Michalkow, Roustam Ibraguimbekow

Kamera: Wilenn Kaluta

Musik: Eduard Artemiew

Darsteller: Badema, Bayertu, Babuschka, Wladimir Gostjukin, Larissa Kuwnezowa

Produktion: Caméra One/ Hachette Première/ UGC Images/ Studio Trits

BJF/KJF-Empfehlung: ab 16 Jahren, FSK: ab 6

Stichworte: Abenteuerfilm, Fremde Kulturen, Liebe/Freundschaft, Umwelt

Länge: 120 Minuten, Spielfilm Farbe OmU

Auszeichnungen: Venedig 1991, "Goldener Löwe", Felix 1993, Bester Film


'Urga' nennen die Mongolen ein lasso-ähnliches Werkzeug an einem langen Stab, mit dem sie ihre Tiere einfangen. Eine in den Boden gesteckte Urga mit einem daran befestigten roten Tuch dient aber auch als weithin sichtbares Zeichen, wenn ein Liebespaar in der baumlosen Steppe ein paar ungestörte Stunden miteinander verbringen möchte. Mit einer verhinderten Liebesszene beginnt der Film. Pagma widersetzt sich den Annäherungsversuchen ihres Mannes Gombo. Die Familie lebt in der chinesischen Mongolei und hat mit ihren drei Kindern schon das gesetzliche 'Limit' erreicht. Ansonsten aber ist das Viehzüchterdasein in der Einsamkeit der Steppe noch intakt, bis eines Tages Sergej, ein russischer Straßenarbeiter nach einem Unfall mit dem LKW dort auftaucht. Am folgenden Tag reisen die beiden Männer gemeinsam in die Stadt, Gombo soll dort nach dem Willen seiner Frau endlich Kondome kaufen. Als dieser sich nach einer durchzechten Nacht wieder auf den Heimweg macht, fehlen die Kondome, doch sein Pferd ist mit Fahrrad, Fernseher und Konserven bepackt. Während einer Rast erscheint ihm im Traum Dschingis Khan und bezichtigt ihn des Verrats an der mongolischen Identität. Zuhause angekommen, offenbaren Gombos Mitbringsel ihre zwiespältige Natur: mit dem Fernseher drohen die liebevollen Gespräche zu verschwinden. In einer Schlusssequenz, einem der schönsten und gleichzeitig traurigsten Kinomomente der letzten Jahre, greift Michalkow der Entwicklung um 20 bis 30 Jahre voraus. Gombo und Pagma haben dem Diktat der Bürokratie getrotzt und Dschingis Kahn, ihr viertes Kind, gezeugt. An die Stelle der Urga aber ist inzwischen ein riesiger Fabrikschornstein getreten.

(nach: film-dienst 24/91)


„Ein oberflächlicher Tourist ... , der die (Nomaden) von seinem so genannten zivilisatorischen Standpunkt aus betrachtet, würde sie als grausam, barbarisch oder was weiß ich bezeichnen. Aber stellen wir uns vor, dass der Tourist in der Steppe bleibt. Dann wäre seine ganze Zivilisation nach einer gewissen Zeit keinen Pfifferling mehr wert. Und das ist vielleicht das, was der Film zum Ausdruck bringen will.“ (Nikita Michalkow)


... eine bildschöne Liebeserklärung an die Weite der Steppe und eine Farbdramaturgie dieser Landschaft, eine sensible Beobachtung des Zusammentreffens verschiedener Lebensarten.“ (Berliner Zeitung)